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Pandemie am Arbeitsplatz

Pandemie am Arbeitsplatz: Was sich in Bürogebäuden jetzt verändern muss und wie Gebäudetechnik dabei helfen kann

Das Coronavirus verbreitet sich laut heutigen Erkenntnissen über Tröpfchen, die von Menschen beim Husten, Niesen etc. ausgeschieden werden und sich dann in der Raumluft ausbreiten können. Am geringsten ist das Infektionsrisiko im Freien. Wie müssen sich unsere Bürogebäude verändern, um am Arbeitsplatz das Infektionsrisiko gering zu halten? Thomas Liebert hat sich mit seinem Ingenieurbüro Liebert Versorgungstechnik (https://www.liebert-ing.de/) mit Niederlassungen in Hüfingen, Berlin und Hamburg darauf spezialisiert, Ökologie, Ökonomie und menschliche Bedürfnisse bei der Gebäudeplanung in Einklang zu bringen. Er engagiert sich in der Initiative '#beyondcrisis - Zeit für neue Lösungen (http://www.beyond-crisis.de) ' und berichtet in einem Gastbeitrag von den neuen Anforderungen an Arbeitsplatzumgebungen und wie ihnen die Gebäudetechnik schon heute begegnen kann.

In geschlossenen Räumen steigt das Risiko, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. Ziel muss es deshalb sein, am Arbeitsplatz ein möglichst natürliches Raumklima bereitzustellen, um eine potentielle Virenübertragung zu verhindern. Dem gegenüber steht die aktuelle Entwicklung, Bürogebäude über OpenSpaceflächen mit Shared Desks und mit einer immer größeren Verdichtung an Arbeitsplätzen zu planen. Die Anforderung, kontrolliertes Klima an den individuellen Arbeitsplatzumgebungen zu garantieren, gestaltet sich also als wichtige Herausforderung an die gebäudetechnische Planung, die hier adäquate Lösungen bereitstellen muss und dies auch kann.

Mit reiner Fensterlüftung ist eine kontrollierte Klimasteuerung nicht realisierbar, da diese vor allem in Großraumbüros oder Kombibüros zu Zugerscheinungen und somit eher zu einer weiteren Verbreitung von Tröpfchenausscheidungen führt. Darüberhinaus kann durch ausschließliche Fensterlüftung die Feuchte im Winter nicht auf den gesundheitlich empfohlenen Werten gehalten werden.

Nicht nur die Raumtemperatur und eine zugfreie Frischlufteinbringung sind entscheidend, um ein Verteilen der Viren im Raum zu vermeiden, ein besonderer Augenmerk ist auf die Raumluftbefeuchtung zu legen. In vielen Planungsprojekten wurde bisher leider auf Luftbefeuchtungen aus energetischen Gründen verzichtet. Dies führt im Winter zu sehr geringen Raumluftfeuchten zum Teil unter 15 % rel. Feuchte, womit die Schleimhäute in der Nase, Augen und Rachen austrocknen und das Infektionsrisiko laut ärztlichen Untersuchungen exponentiell ansteigt. Als ausgeglichene Luftfeuchte werden von den Medizinern Werte zwischen 40 – 55 % rel. Feuchte empfohlen.

Gleichermaßen ist die Belegungsdichte und die Flexibilität der Arbeitsplätze ein wichtiger Faktor, um zukünftig die Hygieneabstandsregeln, die uns sicher in den nächsten Jahren verstärkt beschäftigen werden, einzuhalten. DIN EN15251 empfiehlt pro Arbeitsplatz 10 m² Bürofläche, mit der die Abstandsregeln auch sicher einzuhalten sind.

Wir werden uns also in Zukunft von stark verdichteten Arbeitsplätzen und Fensterlüftungen sowie Kühlung und Heizung über Umluftgeräte verabschieden müssen.

Als Planungsbüro für innovative Gebäudetechnik empfehlen wir schon immer, als Grundausstattung eine hygienisch einwandfreie Lüftungsanlage vorzusehen. Diese ist für 100 % Außenluftbetrieb für den mindesthygienischen, kontrollierten und zugfreien, ca. 2,5 fachen Außenluftwechsel, ausgelegt. Das heißt, die Büroluft wird 2,5 mal pro Stunde mit frischer Außenluft ausgetauscht.

Die Außenluft wird dabei beheizt, gekühlt und im Winter befeuchtet. Damit wird ein kontrolliertes Raumklima in Bezug auf den Luftwechsel sichergestellt. Die Zulufteinbringung erfolgt vorzugsweise über zugfreie Quellauslässe, die zu geringen Luftgeschwindigkeiten im Raum führen und so hohen Klimakomfort für die Nutzer ermöglichen.

Die weitere Kühlung und Heizung wird mittels „stillen“ Heiz- und Kühlflächen mit hohen strahlungs- und geringen Konvektionsanteil an Decke oder Boden realisiert, also nicht mit Umluftgeräten oder Konvektoren, die zu ungewünschten Luftverwirbelungen führen.

Die moderne Gebäudetechnik liefert also bereits heute adäquate Lösungen, um Arbeitsplatzbedingungen zu schaffen, an denen keine erhöhten Infektionsrisiken bestehen.

Autor: Dipl.-Ing. Thomas Liebert, Gründer und Geschäftsführer